Erstmals kann in Fischingen das Fest einer "Eisernen Hochzeit" gefeiert werden. Das Jubelpaar sind Meinrad und Margarete (Gretel) Eberhard, geborene Otter, die auf 65 gemeinsame Ehejahre zurückblicken und am heutigen Samstag in der Fischinger Pfarrkirche St. Margaretha ihr Eheversprechen erneuern dürfen.
Auf ein erfülltes, von Freud und Leid gekennzeichnetes, gemeinsames Leben können bei guter Gesundheit Meinrad Eberhard (93) und Gretel Eberhard (87) zurückblicken. Am 28. Juli 1951 fand die standesamtliche Trauung statt, tags darauf gab sich das Jubelpaar in der Pfarrkirche St. Margaretha in Fischingen das Ja-Wort.
Meinrad Eberhard wurde am 28. August 1923 als zweitjüngstes Kind der Eheleute Johannes Eberhard und Berta, geborene Rebmann, geboren und ist zusammen mit weiteren zehn Geschwistern, sechs Schwestern und vier Brüdern, in Fischingen aufgewachsen. Nach Beendigung der Schulzeit trat er in den Dienst der Deutschen Reichspost. Im Jahr 1942, als 19-Jähriger, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Zunächst war er an der Ostfront, kämpfte im Kaukasus und im berüchtigten Kessel von Tscherkassy. Nach einer schweren Verwundung wurde er bei drei Frankreichfeldzügen eingesetzt und geriet dort in Gefangenschaft. Sechseinhalb Jahre war er von seinem Heimatdorf Fischingen weg, zweieinhalb Jahre Kriegsdienst und vier Jahre Gefangenschaft raubten ihm die schönsten Jahre seiner Jugend, wie er im Rückblick feststellt. Im Herbst 1948 kam er krank als Spätheimkehrer nach Fischingen zurück. Von den elf Geschwistern ist Meinrad Eberhard noch der einzige Lebende. Die letzte der Geschwister, die Ordensschwester Bertha, verstarb im April dieses Jahres mit 103 Jahren in Straßburg.
Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft nahm Meinrad Eberhard seinen Dienst als Postbeamter in Sulz auf. Dort war er viele Jahre Personalratsvorsitzender und Vorsitzender der Postgewerkschaft, Ortsverwaltung Sulz. Viele Jahre war er auch im Pfarrgemeinderat und im Fischinger Gemeinderat als stellvertretender Bürgermeister tätig.
Gretel Eberhard wurde am 18. Februar 1929 in Frankfurt/Main geboren. In Grosselfingen, wo ihre Mutter als Lehrerin tätig war, wurde sie eingeschult. 1946 wurde ihre Mutter Rosa Otter an die Volksschule Fischingen versetzt.
Ihre berufliche Ausbildung zur Modistin machte sie in Oberndorf. Nähen und mit Stoff umzugehen, war Gretel Eberhards großes Talent. Über Jahre hinweg hat sie die Fischinger Sternsinger eingekleidet, sie nähte Sitzkissen für das Gemeindehaus St. Katharina. Mehrere Jahre machte sie im Auftrag der Pfarrgemeinde St. Margaretha den Besuchsdienst für Alte und Kranke. 1948 lernte Gretel Eberhard bei einem Tanzkurs ihren Mann Meinrad Eberhard kennen, der kurz zuvor aus französischer Gefangenschaft heimgekehrt war. Im Juli 1951 schlossen beide den Bund der Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen. Den Traum vom eigenen Haus erfüllten sich Meinrad und Gretel Eberhard in den Jahren 1956/1957. Aus den Ehen der Töchter gingen fünf Enkelkinder und vier Urenkelkinder hervor. Ein schwerer Schicksalsschlag für die gesamte Familie war der Unfalltod des Enkels Florian und Schwiegersohns Herbert Pätzold vor 21 Jahren.
In früheren Jahren war das Jubelpaar sehr reiselustig. Heute sind es die Spaziergänge durch das Heimatdorf, der Besuch von Veranstaltungen mit geselligen Runden und Gesprächen, die beide nicht missen möchten.